Bluegrass

Der Begriff Bluegrass kommt aus Kentucky, denn der US-Bundestaat im Südosten der USA wird landläufig als Bluegrass-State bezeichnet, weil bestimmte Gräser im Sonnenlicht blau leuchten, so wie der Schwarzwald in bestimmten Wettersituationen schwarz leuchtet.

Bill Monroe, der Vater der Bluegrass-Musik (*1911) zollte seinem Heimatstaat Respekt und zeigte auch Selbstbewusstsein, indem er seinen Musik-Stil Bluegrass nannte. Monroe war das jüngste Kind einer Farmerfamilie, die in ihrer Freizeit Musik machte. Monroe war das jüngste von acht Kindern Vielleicht lernte er nur deshalb Mandoline spielen, weil alle anderen Instrumente schon vergeben waren.

In seiner Jugend trat Monroe mit seinem Onkel Uncle Penn Vandiver und dem schwarzen Bluesgitarristen Arnold Schultz bei Dorffesten auf. Die Familie war arm. Nach dem Tod seiner Eltern zog Monroe in den 30-er Jahren mit seinen Brüdern nach Chicago, um als Industriearbeiter ein Auskommen zu finden. Wahrscheinlich kam er dort mit moderner Musik in Berührung und lernte Swing-Musik. Als Arbeiter konnte er nicht bestehen, weil er sehbehindert war.

Er zog zurück nach Kentucky und fing an seinen eigenen Sound zu entwickeln. Vermutlich inspirierte ihn die Swing-Musik, das Tempo der traditionellen Lieder zu erhöhen, virtuose Solos einzubauen und den hohen Falsett-Gesang durch zwei bis drei tiefere Stimmen zu ergänzen. Ähnlich wie Doc Watson, mit dem Bill Monroe später Aufnahmen machte, modernisierte er die traditionelle Musik der Appalachen und gewann so ein größeres Publikum.

Monroe fand schließlich Musiker, die in der Lage waren, seinen Stil erfolgreich umzusetzen. Der Banjo-Spieler Earl Scruggs, der Gitarrist und Sänger Lester Flatt, der Fiddle-Spieler Chuby Wise schafften es zusammen mit Monroe und dem Bassisten Howard Watts 1946 erste Plattenaufnahmen bei Columbia zu produzieren. Monroes erster Hit war Blue Moon of Kentucky, der später von Elvis Presley gecovert wurde.

Bluegrass wurde populär. Bill Monroe setzte seine Karriere fort und tourte Jahr für Jahr mit seiner Band. Die Besetzung wechselte. Aus Flatt & Scruggs wurde eine neue erfolgreiche Formation. Auch zahlreiche andere Musiker, die Monroe beschäftigte machten später eine Solokarriere, z. B. Jimmy Martin.

Monroe blieb als Bandleader seinem Stil treu. Bis Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts tourte er mit seinen Bluegrass-Boys, auch international. Aus seiner Band gingen auch Neuerer hervor, z. B. der Banjo-Spieler Bill Keith.

Bluegrass wurde als Volksmusik populär, sodass eine ganze Szene mit verschiedenen Festivals und Institutionen entstand. Mit dem wachsenden Interesse an amerikanischer Folk-Musik fanden viele Bluegrass-Bands den Weg nach Europa. Ich selbst habe Bill Monroe in der Schweiz erlebt, als er im Alter von 75 Jahren über die Bühne fegte.

Bluegrass-Musik ist Live-Musik und sie ist sehr sozial. Als besondere und anspruchsvolle Tanzmusik entfalten gute Bluegrass-Musiker ihre volle Wirkung auf der Bühne. Ebenso selbstverständlich sind die Jam-Sessionss, die jedem Konzert und auch jedem Treffen folgen. Diese Offenheit ähnelt dem Jazz.

So ist es auch kein Zufall, dass eine ganze Reihe von Bluegrass-Musikern allmählich neue Ausdrucksformen entwickelt haben. Stile wie Rock, Swing, Modern-Jazz und Klassik wurden von Bluegrass-Musikern adaptiert. Dennoch gibt es immer wieder traditionelle Bands, die durch eine lebendige und frische Interpretation der alten Songs überzeugen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bill_Monroe